Kann schon sein

Ein Statement über mein Schreiben

Kann schon sein, dass wir Dichterlinge unsere „Pfifferlinge" zu hoch einschätzen;

dass wir der Normalität entfliehen und lieber die Rätseldinge des Lebens anstaunen;

dass wir uns nur einbilden, eine sprachliche Gegenwelt zu schaffen und gar zu betreten, indem wir unsere Worte ausloten, umackern, in Brückenpfeiler und Spiele verwandeln;

Kann auch sein, dass wir unsere Zeit verplempern statt sie in Geld zu verklumpern; kann sein, dass wir falsch liegen, wenn wir meinen, auf Worten zu fliegen; dass wir die Dinge falsch regeln, wenn wir auf Bildern absegeln an andere Ufer.

Kann sein. Mag alles sein.

 

Solange Sie mir nicht das Gegenteil beweisen, schreibe ich, schreie ich, zeige ich, was ich finde, wenn ich in den Wald der Wörter gehe, um Pfifferlinge zu sammeln, wandere ich über Wiesen, um Schmetterlinge, Störche, Reiher, Sportfliegerund das Sammeln der Zugvögel zum zu betrachten, die zu beachten die meisten weder Zeit noch Muße finden.

 

Manchmal komme ich mir als Wortesammler  vor wie Leo Leonnis "Frederick", der Farben-, Geschichten- und Düfte-Sammler, der den Mäusen hilft, wenn die übrigen Vorräte ausgegangen sind, dank seiner unverderblichen Gaben zu überwintern, es sich warm zu machen in Geschichten, die das Herz erheitern. Einen harten Winter zu überstehen, der ohne einen Hauch von Märchen, Gedichten, Geschichten nicht auszuhalten wäre. Schreiben kann Leben retten. Auch meines.

Kann schon sein. Man fragt mich, warum ich schreibe. Warum ich atme, fragt niemand.

 

Und ich will, geübt wie ein Schütze, einen kritischen Ton treffen dabei, der die Welt in Schwingung versetzt, dass plötzlich die Üblichkeiten ins Vage kippen und alles anders möglich erscheint – wenigstens für einen zerbrechlichen und vergänglichen Moment.

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© Günther M. Doliwa

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