Roman Zoltans Ziege herzwärts-Liebesgedichte Glücksgeisel-Gedichte Aufmarsch des Pfeifers MUSIK "selbst die steine werden singen" PUBLIKATIONEN Glaube Liebe Hoffnung GLH Bd.1 Von der Kraft des Vertrauens GLH Bd.2 Über die schönste aller Künste GLH Bd.3 Manifest für Grenzgänger VITA ERZÄHLUNG ESSAYS GEDICHTE PROJEKTE Gestatten: Kramer! Bild-Text-Kalender
Das Buch richtet sich an Ungläubige, Zweifler, Grenzgänger, Ausgetretene, Sucher.
Auf Basis der christlichen Botschaft der Befreiung setzt es kritische Akzente gegen eine starre Kirchengestalt, die sich gegen Verwandlung sträubt, obwohl dies ihr Hauptthema ist.
Die Texte rütteln an traditionellen Denk-weisen, fern von Wahrheitsbesitz.
Auch die Unantastbarkeit der Mächtigen wird radikal infrage gestellt, mit Berufung auf Marias Umsturzlied „Magnificat“.
Das gut 200 Seiten starke Buch mit 141 Texten provoziert, fordert heraus, seinen Standpunkt zu überdenken und lädt auf künstlerische Weise ein, in eine kreative Antwort hinein zu leben. Es erfreut durch verblüffende Vielseitigkeit der Text- und Zugangsarten: Gedichte, Lieder, Prosa, Aphorismen.
Nichts kann bleiben wie es ist. Ovid, ein Zeitgenosse Jesu)
Charakter: Sprachmächtig. Wortspielerisch. Witzig.
Preis: 15 Euro plus Versandkosten
Ab Ostern 2025 zu bestellen:
guentherdoliwa@herzovision.de
UMSTURZ AUS MARIAS MUND
Prophetischer Lobgesang (frei nach Lk 1,46-55)
Warum jubelt mein Geist so befreit? Fragt Maria.
Sein Auge warf er auf mich, ein Mädchen am Rand,
zum Ja wie zum Kind bereit.
Ob sie später noch von mir reden?
Unaussprechlich sein Name,
unermesslich sein Mitleid.
Da sind Kräfte am Werk, die wir nur ahnen.
Wer setzt den Kriegen ein elendes Ende?
Wer zerstreut die Überheblichen?
Wer stürzt die Machtliebhaber vom Stuhl?
Wer rückt die Kleinen ins Licht?
Wer erfreut Hungernde mit Gütern?
Die Reichen wohl nicht.
Er knöpft sich uns vor.
Er nimmt sich uns an.
Er löst seine alten Versprechen ein.
Noch leuchten die Sterne Abrahams.
Nichts ist ihm unmöglich, nicht einmal Frieden.
Aufging aus der Höhe sein Licht
und sein Zeichen im Widerspruch.
Er sät in die Zeit sein Erbarmen.
Er beugt sich hinab zu den Armen,
die hat er von Herzen gern.
Hoch preist meine Seele den Herrn!
Psalm für Franziskus (1936-2025)
(kursiv sind Zitate von ihm)
Ein Bergoglio trägt keine roten Schuhe, geschweige denn die Pelz-Mozzetta.
Sein modischer, platonischer, weltscheuer Vorgänger spaziert im Vatikan-Garten. Grimmig, das Gesicht der Türhüter, wenn Franziskus spontan vor die Tür tritt. Der wahre Hirte liebt und genießt den Geruch seiner Schafe.
Seine Sorge gilt dem gemeinsamen Haus Erde. Sein Herz schlägt geschwisterlich. Der Begriff Volk ist eine mythische Kategorie, deformierbar durch Spaltungsdenken. Schmeckt lieber Weite! Ein gutes Buch sei dir Oase, dich in das Schicksal anderer zu versetzen. Lust ist einfach göttlich. Er haucht den Segen Urbi et Orbi.
Er spricht mit Zorn und Zärtlichkeit über das prekäre Dasein Allerärmster,
vom bitter nötigen Wohl aller ausgeschlossen. Ihr Los duldet keinen Aufschub. Abstraktes Lehramt scheut er, treibt lieber praktische Befreiung. Rührt Herzen. Reist nach Lampedusa, aufs Insel-Lazarett, lebt mit Migranten Solidarität.
Niemand ist würdiger als ein anderer. Privateigentum ist sekundäres Recht.
Am Dogma des neoliberalen Credos stört ein Mangel an Gerechtigkeit.
Er will eine offene Welt, Platz für alle, die Schwächsten eingeschlossen.
Es gilt, die Klage der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.
Da agiert plötzlich ein Grenzgänger-Papst. Mit seiner Wahl feiern wir
die Wiederkehr des Prophetischen ins erstarrte höchste Hirtenamt.
Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung verknüpft er.
Laudato si ist sein Vermächtnis. Er wird zum Schöpfungssänger.
Wahrheit, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit sind als Gefährtinnen untrennbar.
Jede einzelne von ihnen verhindert, dass die anderen verfälscht werden.
Unterdrücker sind nicht hinnehmbar. Macht entstellt sie als Menschen.
Güte verzichtet auf Vergeltung. Im Namen der Opfer überflute uns mit Frieden.
Wie er Häftlingen die Füße, Kardinälen den Kopf wäscht, hat prophetischen Charakter. Kirchenstruktur, Dogma und Macht stehen in der Kritik. Aber er zögert, den rigiden Codex zu ändern, den berechtigten Anspruch der Frauen aufzugreifen. Hält am fatalen Fehlformat des Klerus fest. Befrei Reformen vom Tabu der Spaltung. Hütet Schönheit.
25.4.'25
1
Türen öffnen
Was uns rettet, ist: die Tür zu öffnen. Er sprengt Abschottungen, auch die vatikanischen, wirft den Geist, ja die Musik des Evangeliums in eine von geplatzten Träumen kranke Welt. Dialog ist kein Geschwätz. Dialog geht mit Unterschieden kreativ um. Nicht gehässig. Er gestattet der Wirklichkeit verschiedene Perspektiven und weitere Dimensionen. Er beginnt kühn, jedoch nicht konsequent; man nennt ihn unvollendet. Gravierende Korrekturen verzögert er. Am grimmigen Gesicht der Türhüter kann man ermessen, wie weit er kommen konnte ohne zu spalten. Immerhin wohnt sein weltscheuer, platonischer Vorgänger im Vatikan-Garten. Bergoglio aber wählt Franziskus als Vorbild: den heiligen Rebellen der Armut und Schöpfungssänger. Er geht gern spontan vor die Tür. Was gewiss nicht für alle Kleriker gilt: dieser Hirte genießt den Geruch der Schafe – bis zuletzt.
2
Weite schmecken
Aus Sorge um das gemeinsame Haus (Casa commun) erwärmt er uns das Herz für universale Geschwisterlichkeit und Freundschaft. Der Begriff Volk ist bestenfalls eine mythische Kategorie, deformierbar durch Demagogie und Spaltungsdenken. Er warnt vor politischem Missbrauch des Volks. Die geschlossenen populistischen Gruppen verzerren das Wort. Jedes Volk muss bereit sein, sich zu erweitern, sich bereichern zu lassen. Wir müssen uns angewöhnen, die verschiedenen Arten und Weisen der Manipulation, Verzerrung und Verschleierung der Wahrheit im öffentlichen und privaten Bereich zu entlarven. Ein gutes Buch sei im Übrigen wie eine Oase, sich in das Schicksal anderer zu versetzen.
3
Armen begegnen
Er stellt seine Sozial-Enzyklika politisch scharf, fokussiert auf das extrem prekäre Dasein der Geringsten, ihr Elend, ihre Flucht. Er spricht, mit Zorn und Sanftmut, sozial, nicht klerikal. Er betreibt konkret Befreiungstheologie, scheut ein abstraktes Lehramt. Entscheidend sind für ihn der einzigartige Wert der (politischen) Nächsten-Liebe und die Fähigkeit zur offenen Begegnung. Er reist aus Solidarität nach Lampedusa. Trauert an einem Brennpunkt der Migration. Franziskus legt einen Blickwechsel ans Herz: die Geringsten sind vom bitter nötigen Wohl aller ausgeschlossen. Sie brauchen dringend unsere Solidarität. Der Zustand der Überfallenen und Ausgeräuberten duldet keinen Aufschub. Man kann nicht warten, bis die Kirche ihre Selbstblockaden aufgelöst hat. Der vorrangige Ort der Kirche ist für ihn dort, wo Menschen ihrer Würde, Rechte und Chancen beraubt werden.
4
Güter gerecht teilen
Aus der Perspektive von unten denkt er die Funktion des Eigentums sozial: Privateigentum ist ein sekundäres Recht. Im Dogma des neoliberalen Credos nimmt er einen Mangel an Gerechtigkeit wahr. Er stellt sich eine offene Welt vor, in der es Platz für alle gibt, die Schwächsten miteingeschlossen. Wir müssen anerkennen, dass ein wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen. Es ist der Versuch, auf diese Weise das gegenwärtige Modell der Verteilung zu legitimieren. Es gilt, eine perverse Logik zu durchbrechen. Es müssten uns die Ungerechtigkeiten in Wut versetzen, die unter uns bestehen, denn wir dulden weiterhin, dass einige sich für würdiger halten als andere. Franziskus wählt charismatisch einen dynamischen Weg voller Überraschungen; denn ein Glaube, der kein Weg ist, führt zu nichts. Er will Raum schaffen für Vielfalt, stellt aber resigniert fest: Obwohl berufen, sich an allen Enden der Welt zu inkarnieren, erkennen wir mit Schmerz, dass dem Globalisierungsprozess noch immer der prophetische und spirituelle Beitrag der Einheit aller Christen fehlt.
5
Schöpfung lieben
Der erfrischend unkomplizierte argentinische Papstrebell Franziskus bewegt sich auf einem anti-kurialen, franziskanischen Weg der Armut und der Liebe zur Schöpfung. Nach einem eher hochgeistig-hermetischen Papst agiert plötzlich ein bescheidener, missionarischer Grenzgänger-Papst. Mit seiner Wahl feiern wir die Wiederkehr des Prophetischen ins höchste Hirtenamt. Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln behandelt werden können. Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz zum Durchbruch verhilft. Laudato si ist sein Vermächtnis. Im Zeitalter der künstlichen Intelligenz dürfen wir nicht vergessen, dass zur Rettung des Menschen Poesie und Liebe notwendig sind. Was kein Algorithmus erfassen kann, ist zum Beispiel der Augenblick in der Kindheit, an den man sich mit Zärtlichkeit erinnert. (Letzte Enzyklika)
6
Frieden aufbauen
Er weiß, die Wahrheit ist die untrennbare Gefährtin der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Die drei vereint sind wesentlich, um den Frieden aufzubauen, und andererseits verhindert jede Einzelne von ihnen, dass die anderen verfälscht werden. Wir sind gerufen, ausnahmslos alle zu lieben, aber einen Unterdrücker zu lieben bedeutet nicht, zuzulassen, dass er es weiter bleibt; es bedeutet auch nicht, ihn im Glauben zu belassen, dass sein Handeln hinnehmbar sei. Ihn in rechter Weise zu lieben bedeutet hingegen, auf verschiedene Weise zu versuchen, dass er davon ablässt zu unterdrücken; ihm jene Macht zu nehmen, die er nicht zu nutzen weiß und die ihn als Mensch entstellt. Güte ist keine Schwäche, sondern eine wirkliche Kraft, die fähig ist, auf Vergeltung zu verzichten. Um das Gewissen zu schärfen, dürfen ruchlose Verbrechen nie vergessen werden, wie die Shoa, Hiroshima, Nagasaki. Pazifismus im Namen der Opfer.
7
Ambivalentes Kirchenbild –
Lazarett oder Bastion der Tradition?
Er nimmt das Konzil wörtlich: Kirche als „die Gemeinschaft des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe“ habe „Zeichen und Werkzeug für die Einheit der Menschheit“ zu sein. Er sieht ihren Platz nicht in der Komfortzone, sondern als Lazarett für Opfer. Lieber verbeult als wirkungslos. Er prangert kirchliche Selbstbezogenheit und theologischen Narzissmus an. Kirche müsse die hermetischen Zirkel, die mondäne Welt verlassen, an die Grenzen der menschlichen Existenz gehen, um Jesus praktisch und prophetisch nachzueifern. Hatte es nicht begeistert, wie er Häftlingen die Füße, Kardinälen den Kopf wusch und sie an die Peripherie sandte, besserwisserische Widersacher aufs Altenteil schob!? Sein Prophetendonner, wie er Kardinäle bombardierte mit der Aufzählung von fünfzehn kurialen Krankheiten: von Machtgier bis zur Versteinerung des Herzens, vom Karrierismus bis zum Doppelleben, von der Anhäufung materieller Güter bis zum geistlichen Alzheimer. Unvergessen, wie er Amazonien einlädt, seine Anliegen vorzubringen und das Lokalkolorit der Häuptlinge verteidigt. Was meint ihr, was Gott eher gefällt: Die umgestülpten Tüten auf eurem Kopf oder der Kopfschmuck des Schamanen? Aber seine Unentschlossenheit enttäuscht.
Er ist zaghaft, den rigiden Codex zu ändern, den berechtigten Anspruch der Frauen aufzugreifen, die der Macho geschlechter-stereotypisch sieht, er zaudert beim Klerikalismus. Derweil schmieden reaktionäre Kräfte ein Komplott, provozieren, untergraben seine Autorität. Ihr Widerstand lähmt seinen Reformeifer. Mit jeder freien Äußerung riskiert er deren Unwillen. Die Hofsprache der Hierarchie ist ihm fremd. Moralapostel stöhnen auf, als er betont: Lust ist einfach göttlich. Seine Wortmacht prallt auf machtwortverliebte Ohren. Prophetische Kraft opfert man seit je dem Priesterkult.
Traditionalisten lesen die Missbrauchskrise als Glaubens- und Normenkrise. Warum er kein Wort riskiert zu den heißen Eisen der Kirche selbst, muss denn doch verwundern. Denn nicht nur die Welt liegt im Argen, auch die Katholische Kirche. Struktur, Dogma und Machtsystem stehen in der Kritik. Reform-bremser verdecken Strukturschwächen, verweisen auf Gottvergessenheit. Auffallend, seine jesuitische Prägung. Unterscheidung der Geister. Kein Entweder - oder. Handeln als Gefährten Jesu. Entscheiden aus der Meditation. Marienfrömmigkeit. Netze bilden. Option für die Armen. Um Kernfragen macht er einen jesuitischen Bogen: fehlendes Frauenpriestertum, Zwangszölibat. Die Überhöhung des Priestertums behält er bei. Macht und Autorität der Kirche wird verteidigt.
8
Einander segnen
Bevor er segnet, bittet er um den Segen des Volkes Gottes. Es gibt keine Reformen, ohne das eigene Fleisch aufs Spiel zu setzen. Warum verwickelt er sich nur permanent in Widersprüche, sich einerseits weltoffen zu geben, andererseits an einem unglaubwürdigen Format von Kirche festzuhalten, welches alles andere als zukunftsfähig und zunehmend irrelevant ist? Weshalb brüskiert er Frauen, indem er sagt, Frauenweihe wäre doch nur eine Begrenzung, eine Klerikalisierung der Frauen? Heißt das, werdet bloß nicht so eng wie eure verkorksten Kleriker!? Statt mit dem Fuß zu stampfen, schreibt er Fußnoten. Vertane Chancen. Strategische Fehler. Fazit: Auch höchste Amtsträger sind heillos überfordert, weil heillos selbst-überschätzt. Alles von einem Menschen zu erwarten, spricht nicht für den Willen zur Eigenwirksamkeit. Kein Ende klerikaler Prozessionen mit umgestülpten Hüten in Sicht? Geht der Exodus aus der Kirche weiter? Wir werden uns an eine Weltkirche der verschiedenen Geschwindigkeiten gewöhnen müssen, ohne Reformen stets unter das Tabu der Spaltung zu platzieren.
Sein Gebet für die Erde umreißt programmatisch sein 12-jähriges Pontifikat. Es spricht für seine Botschaft. Die Botschaft ist größer als das Gefährt, das sie durch die Zeiten trägt. Franziskus war in gewissem Maß ein Wirbelwind für die Kirche. Er war trotz Enttäuschungen - ein österlicher Segen Urbi et Orbi.
9
Gebet für unsere Erde
(aus: Laudato si, Papst Franziskus Pfingsten 2015, Nr. 246)
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist
und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein,
damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben
und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns,
die Verlassenen und Vergessenen
dieser Erde, die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben,
damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen
auf Kosten der Armen und der Erde.
Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken
und voll Bewunderung zu betrachten;
zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf
für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.
© Günther M. Doliwa, 25.4.‘25
Die Maskerade des Bösen
(Dietrich Bonhoeffer)
Oder: Dummheit ist schlimmer als Bosheit
80 Jahre nach der Ermordung Dietrich Bonhoeffers lohnt es sich, sein Vermächtnis „Widerstand und Ergebung“ zu lesen. (10. Auflage 1978)
Der Protestant aus großbürgerlichem Hause, der als Pazifist in den Widerstand gegen Hitler ging, ist heute zu verteidigen gegen politische Vereinnahmung von rechts. Verurteilt in einem Scheinverfahren, am 9. April 1945 nackt an einer Drahtschlinge aufgehängt im Konzentrationslager Flossenbürg in der Oberpfalz; er taugt vielleicht als „Märtyrer für ein besseres Deutschland“ (Heribert Prantl, SZ 4.4.2025), aber gewiss nicht als Kapitol-Stürmer und rechtsradikaler Kultur-Kämpfer gegen einen liberalen Rechtsstaat, den Trump-Anhänger und fundamentalistische Evangelikale in den USA gezielt untergraben. Mit Unverstand wird sein Widerstand missbraucht. Das Perfide daran ist, dass Bonhoeffer nicht als Widerständler gegen jede Elite oder das Establishment zu reklamieren ist, sondern nur gegen Diktatur und Menschenverachtung. Als er dem Rad in die Speichen griff, kam er unters Rad.
Bonhoeffers Vermächtnis stammt aus dem Gefängnis.
Am gegebenen Ort das sachlich Notwendige zu tun, sah er als urchristliche Aufgabe. Eine Religion der frommen Innerlichkeit und religiösen Affekte lehnte er ab. Von antijudaistischen Klischees war er keineswegs frei.
In allen Gesellschaftsschichten registrierte er einen „Prozess der Verpöbelung“, dem nur mit einer „Ordnung aufgrund von Qualität“ beizukommen sei.
„Wir stehen mitten in dem Prozess der Verpöbelung in allen Gesellschaftsschichten und zugleich in der Geburtsstunde einer neuen adligen Haltung, die einen Kreis von Menschen aus allen bisherigen Gesellschaftsschichten verbindet. Adel entsteht und besteht durch Opfer, durch Mut und durch ein klares Wissen um das, was man sich selbst und was man anderen schuldig ist…Es geht auf der ganzen Linie um das Wiederfinden verschütteter Qualitätserlebnisse, um eine Ordnung auf Grund von Qualität. Qualität ist der stärkste Feind jeder Art von Vermassung.
Gesellschaftlich bedeutet das den Verzicht auf die Jagd nach Positionen, den Bruch mit allem Starkult, den freien Blick nach oben und nach unten, besonders was die Wahl des engeren Freundeskreises angeht, die Freude am verborgenen Leben wie den Mut zum öffentlichen Leben. Kulturell bedeutet das Qualitätserlebnis die Rückkehr von Zeitung und Radio zum Buch, von der Hast zur Muße und Stille, von der Zerstreuung zur Sammlung, von der Sensation zur Besinnung, vom Virtuosenideal zur Kunst, vom Snobismus zur Bescheidenheit, von der Maßlosigkeit zum Maß. Quantitäten machen einander streitig. Qualitäten ergänzen einander.“ (20f)
Als Christ sei es nötig, nicht stumpf zu werden gegenüber fremden Leiden. Er fragt sich, ob wir noch brauchbar seien. „Wir sind stumme Zeugen böser Taten gewesen, wir sind mit vielen Wassern gewaschen, wir haben die Künste der Verstellung und der mehrdeutigen Rede gelernt…“ „Nicht Genies, nicht Zyniker, nicht Menschenverächter, nicht raffinerte Taktiker, sondern schlichte, einfache, gerade Menschen werden wir brauchen.“ (25) Nicht Phraseologie, sondern die Wirklichkeit sei Lehrmeister, „nicht der Gedanke, sondern die Verantwortungs-bereitschaft der Ursprung der Tat“ (150). Man sei in einem Weltkrieg aufgewachsen, „den 90 Prozent aller Menschen nicht wollten“ (151).
Er fragt sich, ob die Kirche unfähig geworden sei, Träger des versöhnenden Wortes zu sein. Er erfährt es bis zuletzt, „daß man erst in der vollen Diesseitigkeit des Lebens glauben lernt. Wenn man völlig darauf verzichtet hat, aus sich selbst etwas zu machen…“ Er meint einen Heiligen, einen Bekehrten, einen Priester, einen Gerechten.
Diesseitigkeit nennt er: „in der Fülle der Aufgaben, Fragen, Erfolge und Mißerfolge, Erfahrungen und Ratlosigkeiten leben, - dann wirft man sich Gott ganz in die Arme, dann nimmt man nicht mehr das eigene Leiden, sondern das Leiden Gottes in der Welt ernst, dann wacht man mit Christus in Gethsemane, und ich denke, das ist Glaube, das ist ‚Metanoia‘; und so wird man ein Mensch, ein Christ (Vgl. Jerem. 45!).“ (183)
In einem Entwurf macht er eine Bestandsaufnahme des Christentums. Nennt Mündigwerden. Religionslosigkeit des modernen Menschen.
Gott „als Lückenbüßer für unsere Verlegenheiten ist überflüssig geworden.“
„Entscheidend: Kirche in der Selbstverteidigung. Kein Wagnis für andere.“ Wer ist Gott? „Das ‚Für-andere-da-sein‘ Jesu ist die Transzendenzerfahrung!“ (191)
Was muss ich glauben? Sei eine falsche, überholte Frage. Und er folgert:
„Die Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist.“ (193) den Wurzeln alles Übels müsse sie entgegentreten: der Hybris, der Anbetung der Kraft und des Neids und des Illusionismus. Und „nicht durch Begriffe, sondern durch ‚Vorbild‘ bekommt ihr Wort Nachdruck und Kraft.“ (193)
Zur Bosheit bemerkt er:
„Nicht die Bosheit, sondern die Schwäche der Menschen ist das, was die Menschenwürde am tiefsten entstellt und herabzieht.“ (Notiert am 14.8.44) (S.194)
Wer hält stand, wenn offenkundig die Vernünftigen versagen und wenn das Ausmaß der Konflikte den Mann des Gewissens zerreißt?
„Die große Maskerade des Bösen hat alle ethischen Begriffe durcheinander gewirbelt. Daß das Böse in der Gestalt des Lichts, der Wohltat, des geschichtlich Notwendigen, des sozial Gerechten erscheint, ist… verwirrend; für den Christen… ist es gerade die Bestätigung der abgründigen Bosheit des Bösen.“ D. Bonhoeffer/1940 (10)
Dummheit sei mehr zu fürchten als Bosheit (14f)
„Dummheit ist ein gefährlicherer Feind des Guten als Bosheit. Gegen das Böse lässt sich protestieren, es lässt sich bloßstellen, es lässt sich notfalls mit Gewalt verhindern, das Böse trägt immer den Keim der Selbstzersetzung in sich, indem es mindestens ein Unbehagen im Menschen zurücklässt.
Gegen die Dummheit sind wir wehrlos. Weder mit Protesten noch mit Gewalt lässt sich hier etwas ausrichten; Gründe verfangen nicht; Tatsachen, die dem eigenen Vorurteil widersprechen, brauchen einfach nicht geglaubt zu werden – in solchen Fällen wird der Dumme sogar kritisch -, und wenn sie unausweichlich sind, können sie einfach als nichtssagende Einzelfälle beiseitegeschoben werden. Dabei ist der Dumme restlos mit sich selbst zufrieden; ja, er wird sogar gefährlich, indem er leicht gereizt zum Angriff übergeht. Daher ist dem Dummen gegenüber mehr Vorsicht geboten als gegenüber dem Bösen.“
Um ihr beizukommen, müssten wir ihr Wesen verstehen:
Jede Machtentfaltung schlägt die Menschen mit Dummheit. Ein soziologisch-psychologisches Gesetz: „Die Macht des einen braucht die Dummheit der anderen.“ (15) Schlagworte, Parolen, Propaganda sind über ihn mächtig. Gebannt, verblendet ist er in seinem Wesen missbraucht. „So zu einem willenlosen Instrument geworden, wird der Dumme auch zu allem Bösen fähig sein und zugleich unfähig, dies als Böses zu erkennen. Hier liegt die Gefahr eines diabolischen Missbrauchs.“ (16)
Allein ein Akt der Befreiung könne die Dummheit überwinden (nachdem die äußere Befreiung vorangegangen ist). Dummheit zu überzeugen, muss misslingen. Dummheit zu überwinden, gelingt allein durch „die innere Befreiung des Menschen zum verantwortlichen Leben vor Gott“ (16).
Menschenverachtung sei eine Versuchung. „Wer Menschen verachtet, wird niemals etwas aus ihm machen können.“ (17) Was sie erleiden zählt.
„Das einzig fruchtbare Verhältnis zu den Menschen – gerade zu den Schwachen – ist Liebe, d.h. der Wille, mit ihnen Gemeinschaft zu halten.“ (17)
Immanente Gerechtigkeit
„Es gehört zu den erstaunlichsten, aber zugleich unwiderleglichsten Erfahrungen, dass das Böse sich – oft in einer überraschend kurzen Frist – als dumm und unzweckmäßig erweist.“ (17)
Die grundsätzliche Achtung der Rechte des Lebens und die Wiederherstellung des Rechts sind der allgemeinen Selbsterhaltung am dienlichsten. Wer aus willkürlichen Überschreitungen ein Prinzip macht, den erschlägt die Wucht der Lebensrechte mit unwiderstehlicher Gewalt. Nicht umsonst ist uns nicht nur das Gespür für Unrecht, sondern Klugheit an Hirn und Herz gelegt.
(Es klingt, als wäre es für die zerrissene Gesellschaft in den USA und den erratischen Trump geschrieben, der die regelbasierte Ordnung angreift, im Namen einer nationalistischen, isolationistischen MAGA-Politik!)
Verwerflich ist es, Misstrauen zu säen und zu begünstigen und Verrat zu üben. Aber wir wissen, dass nur im Vertrauen, anderen unseren Kopf in die Hände zu geben, gelebt und gearbeitet werden kann. Vertrauen bleibt immer ein Wagnis, aber ein freudig bejahtes. Es entsteht wohl immer nur auf dem dunklen Hintergrund eines notwendigen Misstrauens, aber es bleibt immer „eines der größten, seltensten und beglückendsten Geschenke menschlichen Zusammenlebens“ (19).
Über das Walten Gottes
„Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.“
(D. Bonhoeffer/1940, S.18)
Dietrich Bonhoeffer, der gelassen, heiter und fest aus seiner Zelle hervortrat, der frei, freundlich und klar mit seinen Bewachern sprach, der gleichmütig, lächelnd und stolz sein Schicksal trug, der sich nicht als Dichter sah, hinterließ uns an Silvester 1944 ein Vertrauenslied erster Güte: „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ (204).
© Günther M. Doliwa, 4.4.2025
Kapitel aus einem neuen Buch "Über das Böse" (in Arbeit)
Erscheint an Ostern 2020, 276 S.
10 Farbbilder
Preis: 20 Euro
Im Gedicht Mittelfeld steht die nachdenkliche Diagnose:
„Da weißt du, dass Ordnungen fragil/ und Menschen aggressiv sind/ hältst du Ratlosigkeit wie ein Fieber aus/ schickst du den Sarkasmus in die Schule des/ Leicht-Sinns ohne leichtsinnig zu sein/ kommst du mit Abgehängten ins Gespräch/ korrigierst du die Hierarchie der Prioritäten/ da fächelt einem die Weisheit Kühlung zu// Und du hast Zeit dich zu fragen/ Was du fühlst Was du denkst/ Was du eigentlich möchtest/ Welches Leben du auf Dauer führen willst/ Was für eine unbändige Kraft dein Wille ist/ Welche Freiheit Vergebung gewährt/ Welcher Schatz unter deiner Angst begraben liegt/ Was geschieht, wenn wir das Unbehagen verlieren// Vor allem erfährst du/ wie bereichernd/ und beglückend es ist/ kreativ zu sein/ in einem einfallsreichen Universum/ dem immerhin// auch DU/ eingefallen bist“ (S.255)
Man begegnet darin Künstlern und Dichtern, Filmemachern und Philosophen. Von Goethe bis Enzensberger, von Barlach bis Heller, von Kafka bis Scorsese, von Hannah Arendt bis Simone Weil. Große Theologen wie Drewermann, Halbfas und Küng werden gewürdigt.
Das Buch entfaltet, was zur Entfaltung hilft.
Günther M. Doliwa, Herzogenaurach, den 24.3.2020
Ab sofort zu bestellen: guentherdoliwa@herzovision.de
Hätte aber Liebe nicht -
Kurzmeditation des Alltags
Rezension von Hermann Häring
Günther Doliwa, Hätte aber die Liebe nicht ‑ Zeichen der Zeit ‑ Anders unterwegs sein, DO‑Verlag, Ostern 2020, 276 Seiten, ISBN 978-3-939258-26-1
Das ist ein erfrischendes Buch, genauer: eine wild erfrischende Mischung von ziemlich vielfältigen, immer überraschenden Texten. Günther Doliwa ist ein Meister kleiner Textformen und nachdenklicher Gedichte, aufmunternd und quer-orientiert, fromm und weltverliebt zugleich. Nicht dass ihn oft Fragen von Glauben und Lebenssinn beschäftigen, ist sein besonderes Merkmal, sondern dass er sie nicht in einer muffigen Vergangenheit, vielmehr in der Welt, in menschlichen Abgründen oder mitreißenden Zukunftsphantasien findet:
„Christen müssten Zeitung lesen“ (103).
Wie zufällig versammelt Doliwa seine Texte um bestimmte Orientierungspunkte und sie eignen sich als kleine Erfrischungen zum gelegentlichen Lesen. Da werden etwa Gerechtigkeit, Friede und Liebe, aber auch Weihnachten, Ostern oder Pfingsten zu Wegmarken. Bisweilen taucht ein aufmüpfig umgedichtetes Kirchenlied auf, eine Erinnerung an Greta Thunberg oder ein Loblied auf alles, was eine Trennung bewirkt, was das „christliche Kraftwerk“ ausmacht oder in Zeiten der Corona-Entbehrung möglich wird. Politische und gesellschaftliche Fragen, für den Autor eng mit religiösen verbunden, sind – doppeldeutig wie immer ‑ im Spiel: „Diese Stadt hat / Diese Stadt hat viel / außer einem Bewusstsein für / ihr zweifelhaftes Doppel-leben“ (207). Doch finden sich auch längere Texte, etwa zu Josef mit seiner ägyptischen Erfolgsgeschichte, zum Kreuzweg Jesu oder zu Fragen der Kirchenreform.
Der philosophisch und literarisch Kenntnisreiche widmet, ebenso überraschend, seine Texte bekannten und unbekannten Personen, Hans Küng etwa und Shakespeare, Martin Scorsese und Hanna Arendt, Hubertus Halbfas, Jürgen Habermas und dreißig weiteren Personen; meistens entdeckt er Originelles in ihnen. Ein eindrucksvoller Text gilt den im Mittelmeer Ertrunkenen, andere nehmen biblische Stichworte auf oder denken über Jesu Geschwister nach, einer reduziert das Vaterunser auf seine zentralen Stichworte oder erklärt, was Frieden, Liebe oder unerforschlich ist. Immer wieder taucht die nicht zu erschöpfende Frage auf, wer Jesus war und wie man ihn falsch verstehen kann. Doliwas Antworten lauten meistens anders, als wir es erwarten, zum Beispiel: „Obwohl Jesus nur in den Augen der Opferpriester / Priester war In Wirklichkeit war er / ein Opfer der Priester“ (204). Aus manchen Versen spricht eine übersprudelnde, höchst nachdenkliche Kraft der Sprache: „Auf einem endlichen Planeten sind unendliche / Wachstumsspiele undenkbar. Die Eskorte rückt ab. / Entzückend, das frei gewordene Feld“ (257). Dort bleibt einem der Atem im Halse stecken, wo sich in einer Nachdichtung der sterbende Knabe des Erlkönigs als das Missbrauchsopfer eines „Sackmenschen“ (170f) entpuppt.
Man lese jeden Morgen, Abend oder in jeder Arbeitspause einen der Texte von meist einer oder zwei Seitenlängen. Manchen mag man dann gerne wiederholen. Doliwa macht auch den Ungeübten die ungezwungene Kurzmeditation zu einem unaufdringlichen Gewinn. Sollten die Texte den Frommen zu weltlich und den Weltlichen zu fromm sein, dann hätten die Gedanken genau die Situation getroffen, die zum kreativen Weiterdenken verlockt.
Letzte Änderung: 3. Juni 2020
Klimaschlafwandel
Oder: Vom Verschwinden der Arten
Für Katrin Böhning-Gaese & Friederike Bauer
Lebensräume verschwinden Wir sind die Blinden
Tier und Land übernutzen Wir stressen und stutzen
Klimawandelextreme Wir kriegen Probleme
Umwelt verschwenden Wie und wo soll das enden
Invasion fremder Arten Verdreht die Landkarten
Wohlstand heißt Verbrauch Klar richtig auch Bauch
Landwirtschaft zerfrisst Flächen Natur hat halt Schwächen
Artenreichtum erbeuten Für hungrige Meuten
Erderwärmung anheizen Mit fossilen Reizen
Meeresböden umpflügen Konsum kann nicht lügen
Gebietsfremde Tiere Erobern Reviere
Vielfalt nützt dem Klima Schön wär’s danke prima
Meere versauern Sorry, wir bedauern
Mehr Plastik als Fisch Wir bitten zu Tisch
Seen ersticken Zeitbomben ticken
Flüsse versiegen Wir reisen wir fliegen
Egal wie entlegen Müll kippt uns entgegen
Die Leistung der Natur Juckt uns keine Spur
Großraubbau im Ganzen Was soll sich fortpflanzen
Hai Barsch Kabeljau Dezimiert wie Sau
Kipppunkt Fehlanzeige Es geht schleichend zur Neige
Extreme Verschmutzung Wir reden von Nutzung
Asiens Tigermücken Bringen Fieber mit Tücken
Es erholt sich der Rest Nur wenn man ihn lässt
Moore fallen trocken Vernässen kann locken
Dünger Plankton vermehrend Leider verheerend
Seestern nascht gern Riff Das erbleicht vom Zugriff
Emissionen sind teuer Büroungeheuer
Wahre Kosten einpreisen Ein ganz heißes Eisen
Zu bremsen den Schwund Geht nur im Verbund
Bewusst gegensteuern Schutzgebiete erneuern
Schadsubvention kürzen Biodivers würzen
Fleischkonsum runterschrauben Was sich Ökos erlauben
Mit Natur sich befassen Wahre Werte erfassen
Der Wildnis Raum geben Vervielfältigt Leben
Wir sollten längst handeln Nicht Klimaschlafwandeln
16./21.5.2023 © Günther M. Doliwa
Lieber Herr Doliwa,
vielen Dank für das wunderbare Gedicht; wie schön!
Es freut mich sehr, dass das Buch Sie zu einem wirklich eindrucksvollen Gedicht inspiriert hat!
Mit besten Grüßen,
Katrin Böhning-Gaese
(23.5.2023)
Das Buch im Querformat 21,5 x 15,5
erscheint im Dezember 2022
kostet 21 Euro plus Versandkosten.
Der schönste Lobpreis auf die geschlechtliche Liebe findet sich im Hohen Lied im Alten Testament der Bibel. Die (zeit-) lose Sammlung von Liebes- und Hochzeitsliedern vereinigt Poesie aus verschiedenen Zeiten.
Das Lied der Lieder erfuhr drei Miss-Interpretationen.
1. „Die allegorische Interpretation widerstreitet dem klaren Wortlaut der Lieder.“ (Otto Kaiser, Einführung in das Alte Testament 1978, S.322-327) Um die erotische Vitalität einzudämmen und ihre drastische Schärfe abzumildern, missdeutete man seit dem zweiten christlichen Jahrhundert die Lieder allegorisch: Es handele sich beim Bräutigam um Christus, bei der Braut um die Kirche (Hippolyt) oder um die Einzelseele (seit Origenes) bzw. um Maria (seit Ambrosius).
2. Im 18./19. Jh. sah man im Hohen-Lied ein dramatisches Singspiel oder eine ländlich-idyllische Hirtendichtung.
3. Einige sahen darin ein mythologisches Kultdrama, ein Zwiegespräch zwischen dem sterbenden und wieder auf-erstehenden Frühlingsgott Tammuz und seiner Geliebten Ischtar.
Aufgrund des Metrums spricht man von Rollendichtung.
Liebeslust-Bejahung
Die leidenschaftliche, heimliche, nicht legitimierte Liebe zwischen Mann und Frau kommt darin drastisch-plastisch, sehnsuchtsvoll-zärtlich zur Sprache.
Das Hohelied zeigt, „daß der Eros weder etwas Göttliches noch etwas Dämonisches ist, sondern im menschlichen Leben sein eigenes Recht besitzt.“ (Kaiser, a.a.O. S.327)
Dieses tief-erotische Lieder-Album beschwört und feiert die sinnlich-leibhaftige Liebe im Wechsel-gespräch/-Gesang Verliebter und Liebender. Liebe verträgt sich weder mit leibfeindlichem Puritanismus noch mit purer Sexualisierung. Beides wären Verarmungen ihrer aufstrahlenden Schönheit, welche die Kraft hat uns zu verwandeln.
GEH, WOHIN DEIN HERZ DICH ZIEHT
Erfahrungen von Leere und Fülle
Heute haben wir ein schönes Kontrastprogramm vor uns, ein Spitzenspiel zwischen dem Meister des Mangel-Blicks (dem Prediger/Kohelet) und dem Meister des Fülle-Blicks (Jesus). Beim erstgenannten Prediger sind alle Antworten sozusagen „Blowin‘ in The Wind…“ (Bob Dylan). Alles hat seine Zeit. Alles Strampeln sei für die Katz. „So viele Träume, so viel Nichtigkeit - Haschen nach dem Wind.“ (Koh 5,6)
Bedrückte ohne Tröster Tränen ohne Trost
Reichtum ohne Frieden Besitz ohne Behalten
Unrast ohne Muße Plappern ohne Weisheit
Urteil ohne Maß Faustrecht ohne Recht
Mühe ohne Ruhm Planen ohne Glück
Gaffen ohne Fühlen Versprechen ohne Halt
Vermögen ohne Erben Erbschaft ohne Anstand
Tische ohne Gäste Sattheit ohne Schlaf
Leben ohne Güte Gärten ohne Baum
Anfang ohne Ende Unglück ohne Wende
Unrecht ohne Folgen – und alle trifft dasselbe Geschick
Was rät der Prediger Zeitgenossen?
Besser ist Weisheit als Kriegsgerät (9,18)
Iss fröhlich, trinke wohlgemut (bevor’ s für dich ein andrer tut!)
Trag weiß, trag bunt und mach dich schön
Genieß das Leben mit dem, den du liebst
Tu du ganz, was du zu tun vermagst
Sei guter Dinge, egal was blüht
Bann den Ärger fest aus dem Sinn
Halt Böses fern von Anbeginn
Geh, wohin dein Herz dich zieht (11,9)
Besser ist’s, sich bei all seinem Tun zu freu‘ n
Jesus als Meister der Resonanz, der im Begegnen zum Klingen und Schwingen bringt, was die Welt so dringend braucht, stiftet unterwegs (!) an zu Solidarität und Gastfreundschaft. Er distanziert sich von Macht-, Vorteils- und Besitz-Denken. Nachfolge verlangt Abkehr von Sicherheit, vom Horten vergänglicher Schätze (Kohelet). Die Stunde ist nicht in unserer Hand. Jesus findet Halt im wandernden Sternenzelt Gottes. Er gibt sich nicht her, Erwartungen zu bedienen nach Gusto. Er handelt mit Weisheit, lebt die Goldene Regel; sie ist unendlich im Vorteil: denn sie enttäuscht nie. Torheit ist, nichts für alles zu halten, da alles nichts ist. Außer der Fülle, die allerdings ist - unverfügbar.
© Günther M. Doliwa - 31.7.2022 – www.doliwa-online.de
Aus welchen Quellen trink ich
Aus welchen Quellen trinkst du
Und pulsieren die Quellen frisch
Und sättigen sie den Durst
Und verleihen sie mir Kraft
Und führen sie aus der Sucht
Und verbinden sie die Wunden
Und verbinden sie mit dem Guten
Aus welchen Quellen trink ich
Aus welchen Quellen trinkst du
Und bringen sie mich in Fluss
Und träumen sie auch vom Meer
Und würdigen sie die Ufer
Und umtanzen sie Hindernisse
Und halten sie mich auf Kurs
Und lehren sie mich die Balance
Und singen sie mir ein Lied
Und bin ich Teil des Refrains
Und weisen sie ein ins Glück
Und stimme ich voll überein
Und machen sie durstig nach mehr
Und machen sie satt an Liebe
Aus solchen Quellen trink ich
Aus solchen Quellen trink auch du
4. Januar 2022
Neuerscheinung:
Hiob. Gottesrebell.
Zwei Versionen
Schlüsselfigur
im Umgang mit Krisen
Preis: 15 Euro (D)
Zunächst ein Sprechstück:
Ich klage, was mir widerfährt.
Dann eine essayistische Adaption: Hiobs Wiederkehr
Das Hör-/Sprechstück kreist um die Sinnkrise des Hiobs mit schrecklicher Bilanz, nachdem er Kinder, Besitz und Gesundheit verloren hat. Ich habe die gekürzt und Motive verstärkt.
Hiobs Wiederkehr, der alternative zweite Text, der die Sprecherrollen aktualisiert, umkreist die Schrecknisse und Umbrüche der Gegenwart und wirft die Gottesfrage unter heutigen Gesichtspunkten auf.
Hiob ist eine archaische Figur des leidenden Gerechten.
Hiob heißt und fragt: Wo ist der Vater?
Hiob trifft den Kern jeder Krise mit Wucht.
Hiob ist mein Beitrag zur Angstbewältigung in der Krise.
Hiob ist für mich die exemplarische Figur der Krise, bei der niemand weiß, durch wessen Gefährdung sein Leben in Gefahr kommt.
Hiob stellt sich den Rätseln und rebelliert gegen falsche Gleichungen.
Eine Analyse der Krise
14. Mai 2020, am Namenstag der Hl. Corona (!)
von Günther M. Doliwa
Eine Seuche kann alles umwälzen. Die schweizerisch-US-amerikanische Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross (1926-2004) entwickelte aus der Sterbebegleitung ein 5-Stufenmodell, wie Sterbende und Trauernde mit Verlust umgehen. Die Hl. Corona, der Legende nach zwischen Spannungen (zwei Palmen) zerrissen, ist das Symbol der Krise.
Ausbruch der Pandemie
Phase 1 Leugnen, Schock mit Verzögerung
Phase 2 Zorn und Bändigung
Phase des Verhandelns
Phase Depression/Selbstaufgabe
Phase von Akzeptanz und Bewältigung
Mein 1. Lied auf Youtube seit dem 29.10.2017
Freundlicherweise aufgenommen von Elmar Fuchs/Tirol
WILLKOMMEN, WILLKOMMEN
Beitrag zur Willkommenskultur
gesungen auf der 40. Bundesversammlung von Wir-sind-Kirche Ende Oktober 2017 in Ulm. Ich wurde ins Bundesteam gewählt für zwei Jahre.
https://www.youtube.com/watch?v=CnC_hsqUf2c&t=1s
Mein Luther-Buch zeigt das von Anfang an Umstrittene an einem, der um die Wahrheit zu ergründen Berge versetzte. 40 Abbildungen.
Einem Feature-artigen Porträt folgen moderne Thesen, Essays, Rezensionen, eine fundamentale Kritik der Rechtfertigung, Anstöße zu neuen Blickwinkeln, Lieder & Gedichte. Darunter moderne Versionen von Luther-Liedern:
"Vom Himmel hoch" und "Ein feste Burg"
bzw Friedensbereit/Ökumenische Fassung.
Preis: D 16,50 Euro CHF 20 ; AT 18 Euro
NN 14.05.2016
Autor Günther M. Doliwa liest aus seinem Buch und betont die Wichtigkeit von Liebe und Respekt